Samstag, 11. Juni 2016

Die Moritat vom Veilchen-Sladko

Beim Aufräumen und Ausmisten im Bücherregal gefunden:

Die Moritat vom Veilchen-Sladko:

Der Inhalt dieses Glases ist eine Rarität, nämlich Veilchen-Sladko, Jahrgang 1995. Sladko ist ein Mittelding zwischen Sirup und Konfigüre und wird am Balkan im Sommer auf einem kleinen Löffel zu einem Glas eiskalten Wasser und im Winter zu (in) Tee serviert.

Im Rezept stand: kochen Sie Zucker und Wasser zum Faden. Geben Sie dann die Blüte und Zitronensäure dazu und kochen Sie das weiter, bis die Blüten zerkocht und in dem inzwischen gefärbten Zuckersirup kaum mehr erkennbar sind.

Also rührte und kochte und rührte und kochte ich. Die Blütenblätter rührten sich nicht. Bis ich plötzlich einen leichten Karamelgeruch wahrnahm, den Kochtopf schnappte und mit dem Boden ins Wasser tauchte, um den Kochvorgang so schnell wie möglich zu stoppen (das Wasser war Gott sei Dank noch vom Gläserwaschen im Becken). Heller Karamel war es aber vermutlich schon.

Es wird daher einigermaßen schwierig sein, die Masse wieder aus dem Glas zu bekommen. Da es sich aber um eine Rarität handelt und vielleicht erst wieder in zwanzig oder dreißig Jahren soviele Veilchen wie heuer blühen werden, schlage ich folgende Verwendung vor:

Vor Gebrauch das Glas außen abspülen (vom Staub befreien) und dann geöffnet in einen Topf mit warmem Wasser geben. So lange erhitzen, bis sich der Zucker im Wasser löst und aus dem Glas bewegen lässt. Das ganze dann mit Zitronensaft aromatisieren und als heiße Limonade anbieten. (Hilft angeblich auch gegen Erkältung.) Wenn die Farbe zu fad ist, kann man mit Malventee nachhelfen.

Ob es jemand von den so Beschenkten ausprobiert hat, weiß ich nicht. In meinem Vorratsschrank steht noch ein Gläschen Veilchen-Sladko als Andenken. Die Blüten sind etwas verblasst, aber wie in Gießharz verewigt.

Veilchen-Sladko, Jahrgang 1995

Zum Nachkochen also ausdrücklich nicht empfohlen, jedenfalls nicht nach meinem oben zitierten Rezept.

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