Mittwoch, 12. Januar 2022

Gesundheitskuchen

Zutaten: 15 dkg Butter, 6 Eidotter, 17 dkg Zucker, 45 dkg Mehl, etwas Zitronenschale, Schnee von 6 Eiern, 1 Paket Backpulver, 1/2 Seidel Milch.

Zubereitung: Butter wird flaumig 1/4 Stunde lang abgetrieben, dann 1 Eidotter, 1 Löffel Mehl, 1 Löffel Zucker, [1 Löffel Milch], so fort bis das ganze verbraucht ist. Jetzt kommt der Schnee dazu und zuletzt das Backpulver. Der Kuchen braucht nicht gä[h]ren. Backzeit: 1 Stunde.  


 

Anmerkung: Das Rezept ist recht alt. Ich habe es als handschriftliche Anmerkung hinten in einem Kochbuch aus der Familie gefunden. Nach der Handschrift zu schließen könnte es von meiner Großtante stammen. 1 dkg = Dekagramm = 10 Gramm, 1 Seidel ist 1/3 Liter, 1/2 Seidel ist also ca. 150 ml. Eier waren früher kleiner als heute! Katharina Prato schreibt in "Die süddeutsche Küche", dass 12 Eier ein Pfund zu 32 österr. Loth wiegen. Ein damaliges Pfund entspricht 560 g, 1 Ei wog also 46 - 47 Gramm, heutige Eier Klasse M wiegen zwischen 53 und 65 g. Also reichen je nach Größe 4 bis 5 Eier! Außerdem würde ich das Backpulver trocken mit dem Mehl vermischen (optimal: versieben) und es nicht erst zum Schluss zugeben. Wahrscheinlich reicht auch ein halbes Päckchen und die Rührzeit muss man auch nicht wörtlich nehmen, wenn man einen Handmixer oder eine Küchenmaschine verwendet.

"Gesundheitskuchen" ist eine alte Bezeichnung für Backpulverkuchen. Nach dem Aufkommen des Backpulvers (Ende des 19. Jahrhunderts, richtig populär wurde es aber erst in der Zwischenkriegszeit) wurde es unter anderem damit beworben, dass man keine Germ (Hefe) und weniger Butter und Eier benötigte, um einen flaumigen Kuchen zu backen. Diese Kuchen waren also leichter und gesünder - so zumindest die Werbung. Die Anmerkung "Der Kuchen braucht nicht gähren" im Rezept deutet ebenfalls darauf hin, dass die Verwendung von Backpulver noch neu und ungewohnt war. (Ob sich die Schreiberin damals nicht zwischen "gehen" und "gären" entscheiden konnte, ist nicht mehr eruierbar.)

Die Rezeptsuche fördert viele Gesundheitskuchen zutage, die meisten sind altbewährte Familienrezepte. Besonders nett fand ich diese:

https://doazmol-rezepte.ch/archive/4054

https://dasmaedelvomland.blogspot.com/2015/03/suer-samstag-gesundheitskuchen.html

Ergänzung: Ein Foto von dem fertig gebackenen Kuchen (Mengen und Backzeit siehe Kommentar weiter unten)



1 Kommentar:

  1. Noch eine Anmerkung: Unsere Großmütter und Ugroßmütter mussten in der Küche konzentrierter sein. Während ich nach dem Rezept suchte und es hier abgetippt habe, ist mir das Feuer im Holzherd ausgegangen. Glücklicherweise gibt es ja auch noch einen Elektrobackofen, bei dem ich nur die Temperatur einstellen muss :)

    Da ich nur mehr 4 M Eier hatte, habe ich sie abgewogen (230 Gramm) und die übrigen Zutaten angepasst: 120 g Butter, 140 g Zucker, 370 g Mehl, 120 ml Butter, 1/2 P. Backpulver. Zum Schluss habe ich noch einen Schuss Rum zugegeben, da mir der Teig recht fest vorkam. Außerdem habe ich meine übrig gebliebenen geriebenen Haselnüsse und Pistazien und eine Handvoll Schokotropfen rein gerührt (Resteverwertung nach Weihnachten). Für die Kastenform war die Menge zuviel, die Kranzkuchenform ist verschwunden, also habe ich die Gugelhupfform verwendet, die allerdings nur halb voll wurde. Backzeit 55 Minuten bei 160 Grad O/U. Jetzt kühlt der Kuchen ab.

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